Büro für Barrierefreies Wandern im Förderprogramm ‚Generation Nachbarschaft – soziale Räume gemeinsam gestalten‘ des Wetteraukreises

Aus den Händen der 1. Kreisbeigeordneten Stephanie Becker-Bösch nahmen Karoline Fischer und Martin Fischer am Dienstag, den 9. Mai im Rahmen einer Feierstunde in der Sampo-Halle in Echzell-Bingenheim die Urkunde entgegen.

Das geförderte Projekt ‚Einfach wandern – leichte Touren in der Wetterau‘ steht für insgesamt 5 barrierearme, von Martin Fischer geführte Wandertouren für Menschen mit Mobilitätseinschränkungen.  Die Tourenmerkmale wie Streckenlänge, Maximalsteigung, Beschaffenheit des Untergrundes, etc. sind so gewählt, dass Rollstuhlfahrer, Menschen mit einer Gehbehinderung, Prothesenträger, Senioren, Familien mit Kinderwagen, usw. daran teilnehmen können.

Wir erweitern unser Netzwerk

Ab dem kommenden Jahr arbeiten wir mit „Barrierefrei Erleben“ zusammen. Hier auf der Website finden Sie dann auch Beiträge rund um das Thema Reiseziele für Menschen mit Mobilitätseinschränkungen.

„Barrierefrei Erleben“ stellt sich vor:

Wo gibt es Wanderwege, die mit Rollstuhl und Kinderwagen befahrbar sind? In welchen Hotels ist Barrierefreiheit Standard? Und welche Städte und Museen bieten Führungen für Menschen mit Einschränkungen an? Das Team um „Barrierefrei Erleben“ hat es sich zur Aufgabe gemacht, diese Fragen in den Fokus zu rücken, den Blick auf das zu richten, was alles möglich ist. Im Magazin Barrierefrei Erleben sowie auf dem dazugehörigen Portal werden Destinationen aus nahezu allen Bundesländern vorgestellt. Es wird eine Vielzahl von interessanten Reise- und Ausflugszielen präsentiert.

Reiseziel: Grado

Ein perfektes, barrierearmes Reiseziel am äußersten Zipfel des Golfs von Venedig: Grado

Zwischen dem 9. September und dem 16. September verbrachte ich einen späten Sommerurlaub in Grado/Italien. Die Kleinstadt, in der circa 8000 Gradesi leben, liegt auf der sogenannten Goldinsel zwischen der Lagune von Grado und der Adria. Der Aufenthalt sollte den gemütlichen Abschluss einer zweiwöchigen Reise mit mehreren Stationen werden.  Dabei stand auch die Befahrung des Alpe-Adria-Radweges zwischen Tarvisio und Gemona auf dem Programm.

Schon bei der Buchung der Unterkunft fiel mir auf, dass barrierefreie Hotels und barrierefreie Ferienwohnungen im Portfolio diverser Vermittlungsagenturen ihren Platz gefunden hatten. Auf Nachfrage gab es dann genaue Informationen zu den einzelnen Unterkünften hinsichtlich Stufen, Bad, Dusche, Aufzug, und so weiter. Genau zutreffend, wie sich beim Betreten der von mir gebuchten, barrierearmen Ferienwohnung am Rande der Altstadt herausstellte.

Eine Reihe von positiven Überraschungen werden folgen: der herrliche, circa 8 km lange Lungomare zwischen den Stränden und der Altstadt, beziehungsweise der Gartenstadt bis hinaus nach Grado Pineta stellte sich als perfekter, ebener und hindernisfreier Promenadenweg dar, der problemlos mit dem Rollstuhl auch ohne Zuggerät oder Begleitperson befahrbar ist.

Mehrere Strände, wie etwa der Spiaggia Costa Azzurra und der Spiaggia principale verfügen über Betonwege, die bis fast ans 26° warme, blaue Mare Adriatico führen. Viele Strandabschnitte haben außerdem S(tr)androllstühle mit sehr breiten Reifen, mit denen man sich vom Personal, das die Strandabschnitte betreut, bis ins Wasser fahren lassen kann.
(Foto: Marion Fischer)

Abgesenkte Bordsteinkanten oder Zufahrtsrampen findet man überall wo nötig, um einen entspannten Bummel durch das ehemalige Fischerdorf, das als Perle unter den Badeorten in Friaul-Julisch Venetien gilt, zu unternehmen.

Restaurants, Pizzerien Trattorien, Bars, und so weiter besitzen in der Regel stufenlos erreichbare Terrassen und zum großen Teil auch ebensolche Innenräume, manche ebenfalls mit Rollstuhlfahrertoiletten. Stadt- oder Einkaufsbummlern, die vielleicht keinen Espresso oder Aperol-Sprizz trinken möchten, können diese nutzen.

Ein entspanntes Gefühl verursachte die Tatsache, dass hier die Rollstuhlfahrer, genauso wie die vielen Fahrradfahrer, die Familien mit Kinderwagen oder die Rollatornutzer wie selbstverständlich zum Straßenbild gehören.
(Foto: Marion Fischer)

Unterwegs im Hessischen Spessart

Ein Wanderweg führt in den Wald. Martin Fischer fährt mit seinem Handbike durch den Wald.

Naturpark Hessischer Spessart

Der Spessart liegt als Naherholungsgebiet vor den Toren der Rhein-Main-Region und ist eingerahmt von Main, Kinzig und Sinn. Er ist eines der größten zusammenhängenden Waldgebiete in der Mitte Deutschlands und erstreckt sich in den beiden Bundesländern Hessen und Bayern. Die 85 Kilometer lange Landesgrenze ist für den Besucher kaum zu erkennen.

Über Landesgrenzen hinweg: Der Naturpark Spessart liegt in Hessen und in Bayern.
(Bild: OpenStreetMap Deutschland)

Der Naturpark Hessischer Spessart wurde 1963 gegründet und dehnt sich über mehr als 94.000 Hektar aus. Davon sind rund 60 Prozent bewaldet, vorrangig mit Eichen und Buchen. Der Hessische Spessart bietet die ideale Lebensgrundlage für viele bedrohte Tierarten wie zum Beispiel den Biber, der sich dort seit einigen Jahren wieder angesiedelt hat oder auch die Wildkatze.

Viele markierte Wanderwege führen die Besucher durch das größte Laubwaldgebiet Deutschlands. Ein touristisches Highlight ist der Premiumwanderweg „Spessartbogen“, der auf einer Strecke von fast 90 Kilometern von Langenselbold bis Schlüchtern führt. Ergänzt wird der Wandergenuss von Extratouren, den „Spessartfährten“ sowie den Spazierwand­­erwegen, den „Spessartspuren“.

Mehr Infos zum Naturpark Hessischer Spessart gibt es auf deren Website: https://www.naturpark-hessischer-spessart.de


Spessartspuren

Spazierwandern lautet das Stichwort. Also noch nicht wandern aber länger unterwegs sein als beim Spazierengehen. Jede der insgesamt 40 Spessartspuren eignet sich perfekt dazu. Sie sind als Rundwanderweg konzipiert, das heißt Start- und Zielpunkt sind gleich.

Spazierwanderer legen fast immer weniger als 10 km zurück und müssen nicht mehr als 250 Höhenmeter überwinden. Die Spessartspuren sind über den kompletten Hessischen Spessart verteilt. Spazierwanderer können auf ihnen die ganze Vielfalt und Schönheit der Naturlandschaften entdecken und erleben.

Wanderschild Spessartspuren
(R. Raab)

Kooperation mit Barrierefreies Wandern

Im Frühjahr 2022 entstand die Idee, die existierenden 40 Spessartspuren hinsichtlich des Grades der Barrierefreiheit zu überprüfen. Ziel dabei war es, herauszufinden, ob einige der Spessartspuren für Menschen mit einer Mobiltätseinschränkung, d. h. Rollstuhlfahrer, Menschen mit einer Gehbehinderung, Rollator-Nutzer, Handbiker, Senioren, Familien mit Kinderwagen, etc. begehbar, befahrbar oder berollbar sind. 

Nach einer Vorauswahl hinsichtlich Streckenlänge und Höhendifferenz, blieben 13 Spessartspuren übrig, die nun genau von mir begutachtet werden sollten. Dazu befuhr ich alle 13 mit dem Handbike. Die für Mobilitätseingeschränkte relevanten Faktoren, wie Weglänge und -beschaffenheit, Maximalsteigung, Seitneigung, Hindernisse, etc. wurden protokolliert und in den Streckenbeschreibungen genau dokumentiert. 

Nun wurden die geeigneten Spessartspuren mit dem, von mir entwickelten Bewertungsschema, als barrierearm leicht, – mittel und – schwer klassifiziert.  Und schließlich für jede der barrierearmen Spessartspuren eine Empfehlung abgegeben, für wen genau sie geeignet sind. Falls es Streckenabschnitte gab, die nicht barrierearm waren, wurde nach Alternativstrecken gesucht. Diese wurden dann ebenfalls genau beschrieben und ihr Verlauf mittels GPS-Track aufgezeichnet.

Ein besonderer Moment der Kooperation war auf jeden Fall ein Treffen am 12. Mai 2022 mit Fritz Dänner, Annika Ludwig und Frau Harnischfeger vom  Naturpark Hessischer Spessart, sowie Robert Ruppel vom Förderverein Naturpark Hessischer Spessart. Bei einer gemeinsamen Wanderung in Lettgenbrunn auf der Spessartspur 21 fand ein Erfahrungsaustausch mit vielen anregenden Gesprächen statt.

Ausblick

Um die barrierearmen Spessartspuren für Menschen mit Mobilitätseinschränkungen nutzbar zu machen, müssen die gesammelten Informationen in die Welt. Der Naturpark Hessische Spessart verfügt nun über die nötigen Informationen. Diese sollten interessierten Nutzern zugänglich gemacht werden.